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Siebeck, Barbara

 

Künstler-Datensatz 90078468

Alternative Namensform: McBride, Barbara
GND-ID: 1162726644

* 1940.01.14

Tätig in Mahlberg

Fotografin

Nachweisland: Deutschland

Biografisches[[p]]Barbara Siebeck, am 14. Januar 1940 als Tochter der Kunsthändlerin und Galeristin Lotte Pinkus und des Kunstmalers Paul Ernst Wilke – der in erster Ehe mit der Sängerin Lale Andersen verheiratet war – geboren, wuchs im Umfeld des Worpsweder Künstlermilieus auf. 1957 arbeitete sie für einige Zeit als Au-pair bei der Schauspielerin Inga Tidblad in Stockholm, ab 1958 absolvierte sie ein Volontariat in einer Berliner Antiquitätenhandlung und arbeitete zeitweilig – mit umgebundenen künstlichen Bauch – als Model für Umstandsmode. In dieser Zeit lernte Siebeck den amerikanischen Fotografen Will McBride kennen, den sie 1959 heiratete und mit dem sie drei Kinder bekam. 1960 ließ sie sich von ihrem Mann hochschwanger für die Zeitschrift [[i]]Twen[[/i]] ablichten, was einen bundesweiten Skandal auslöste, galt doch das Zurschaustellen von Schwangerschaft als obszön. [[/p]] [[p]]1968 eröffnete Barbara Siebeck erst in Starnberg und später in München ihre Kunstgalerie „Die Insel“, die sie bis 1983 führte. Zur Vernissage hatte ihr [[i]]Twen[[/i]]-Gründer Willy Fleckhaus Adressen von Leuten gegeben, die man einladen könnte, darunter die von Wolfram Siebeck: „Tja, man macht eine Galerie auf und lernt den Mann seines Lebens kennen! Das ging natürlich nicht sofort, ich war ja noch verheiratet.“ [1] Der Journalist und Gastronomiekritiker Wolfram Siebeck hatte 1958 in [[i]]Twen[[/i]] seine erste kulinarische Kolumne bekommen und „begann dort seinen Feldzug gegen fades deutsches Essen und schlechte Lebensmittel“, den er im [[i]]ZEITmagazin[[/i]], im [[i]]Feinschmecker[[/i]] und in zahlreichen Büchern fortsetzte. [2][[/p]] [[p]]1969 heiratete Barbara Wolfram Siebeck, mit dem sie bis zu seinem Tod 2016 zusammenlebte. Seit den 1980er Jahren residierten die Siebecks auf der Burg Schloss Mahlberg in der Nähe von Lahr in Baden-Württemberg, den Sommer verbrachten sie stets in Puy-Saint-Martin nahe Montélimar in der Provence.[[br/]] Barbara Siebeck hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter 2003 [[i]]Barbaras Garten[[/i]], 2004 [[i]]Vierhändig Kochen[[/i]] (beide zusammen mit Wolfram Siebeck). 2015 erschien [[i]]Die Siebeck – Unterwegs mit ihm[[/i]], in dem sie Polaroid-Aufnahmen publizierte, die zeitgleich im Markgräfler Museum Müllheim ausgestellt worden sind und im Folgejahr noch einmal in der Koch Kunst Galerie Berlin zu sehen waren.[[/p]] [[p]] [1] Claudia Tieschky: „Das hat ja doch wieder gut geschmeckt“. Ein Gespräch mit ihr über ihn, in: Süddeutsche Zeitung, 17.05.2010. [[br/]] [2] Ebd. [[/p]]
Bestand in der Deutschen Fotothek[[p]]Die Deutsche Fotothek konnte im September 2020 das 3.963 Aufnahmen umfassende Polaroid-Archiv von Barbara Siebeck samt ihrer Sofortbildkamera Polaroid 1200si erwerben. Der [[a href="https://www.slub-dresden.de/entdecken/deutsches-archiv-der-kulinarik/nachlass-wolfram-siebeck" target=“_blank“]]Nachlass ihres Mannes Wolfram Siebeck (1928–2016) [[/a]] befindet sich seit 2018 in der Kulinaria-Sammlung der SLUB Dresden. Der Bestand enthält neben seiner ca. 1.500 Bände umfassenden Bibliothek seinen schriftlichen Nachlass, bestehend aus Manuskripten, Lebensdokumenten und Korrespondenzen sowie knapp 800 Menü-, Speise- und Weinkarten, die der Gastronomiekritiker bei seiner Arbeit gesammelt hat.[[/p]]Publikationen[[ul]] [[li]]Barbara Siebeck: Die Siebeck. Unterwegs mit ihm, Winden im Elztal 2015 [[/li]] [[li]]Barbara Siebeck und Wolfram Siebeck: Vierhändig kochen. Ein Dialog in der Küche, Wien 2004[[/li]] [[li]]Barbara Siebeck und Wolfram Siebeck: Barbaras Garten, Wien 2003 [[/li]] [[/ul]]Literatur[[ul]] [[li]]Michel Masson: Die Kunst prägte ihre Kindheit, in: Badische Zeitung, 15.01.2020 [[li]]N.N.: Eine äußerst bemerkenswerte Frau, in: Lahrer Zeitung, 14.01.2020 [[/li]] [[li]]Alexander Huber: Kalkuliert und komponiert - Im Markgräfler Museum in Müllheim sind Barbara Siebecks Polaroid-Fotos der Jahre 2000 bis 2014 ausgestellt, in: Badische Zeitung, 11.04.2015[[/li]] [[li]]Claudia Tieschky: "Das hat ja doch wieder gut geschmeckt". Ein Gespräch mit ihr über ihn, in: Süddeutsche Zeitung, 17.05.2010 [[/li]] [[li]]"In den sechziger Jahren war ich meistens schwanger", Interview von Thomas Bärnthaler, in: Süddeutsche Zeitung, 25.02.2010 [[/li]] [[/ul]]Ausstellungen[[ul]][[li]]2016 [[ul]] [[li]]Barbara Siebeck. Polaroids. Traum / Erwartung / Überraschung / Amüsement, Koch Kunst Galerie Berlin, 28.11.2015 – 30.1.2016 [[/li]] [[/ul]] [[/li]] [[li]] 2015 [[ul]] [[li]]Barbara Siebeck Polaroids 2000-2014, Markgräfler Museum Müllheim, Blankenhorn-Palais, Mühlheim, 22.3. – 31.5.2015 [[/li]] [[/ul]] [[/li]][[/ul]]Die Polaroids[[p]]"Nie ohne Barbara!" Über mehr als 40 Jahre betrat Wolfram Siebeck, der Republik wichtigster kulinarischer Essayist und Kritiker mit Domizil in Südbaden, ein Restaurant grundsätzlich nur in Begleitung seiner Frau. Über 15 Jahre dokumentierte Barbara Siebeck mit Witz und klarem Blick für die Wochenzeitung "Die ZEIT" ihr gemeinsames Leben quer durch Europa: Tische, Teller, [[a href="https://www.deutschefotothek.de/ete?action=queryGallery&index=freitext&desc=Barbara+Siebeck+Hotelzimmer*&sortby=docnum_asc"]]Hotelzimmer[[/a]] und hässliche [[a href="https://www.deutschefotothek.de/ete?action=queryGallery&index=freitext&desc=Barbara+Siebeck+Hund*&sortby=docnum_asc"]]Hunde[[/a]].[1][[/p]] [[p]] "Zürich, Paris, Weimar, Bozen, Solothurn - wir waren überall. Zum Essen. Nicht zum Spaß. Ich habe viel erlebt - aber auch viel verpasst. Schauspielhaus? Große Oper? Staatsballett? Ach was, nicht mal ein Gedanke daran. Hundemüde. Erschöpft. Stundenlang essen und trinken kann unglaublich anstrengend sein …". [2][[/p]] [[p]]Wie zum Ausgleich fotografiert sie neben [[a href="https://www.deutschefotothek.de/ete?action=queryGallery&index=freitext&desc=Barbara+Siebeck+Wolfram*&sortby=docnum_asc"]]"ihm"[[/a]] und den Restaurantbesuchen das mitunter auch öde und gleichförmige Leben auf Tour, die [[a href="https://www.deutschefotothek.de/ete?action=queryGallery&index=freitext&desc=Barbara+Siebeck+Handtasche*&sortby=docnum_asc"]]rote Handtasche[[/a]] markiert die flüchtige Inbesitznahme schöner und weniger schöner Hotelzimmer. Das abgestanden Schöne von wieder und wieder durch das Fenster fotografierten [[a href="https://www.deutschefotothek.de/ete?action=queryGallery&index=freitext&desc=Barbara+Siebeck+Sonnenuntergang*&sortby=docnum_asc"]]Sonnenuntergängen[[/a]], die ihren Entstehungsort selten erkennen lassen, wechselt mit Hässlichem wie [[a href="https://www.deutschefotothek.de/ete?action=queryGallery&index=freitext&desc=Barbara+Siebeck+Toilette*&sortby=docnum_asc"]]Mobiltoiletten[[/a]]: "Bei Dixi denke ich ganz spontan an flotte Typen mit Kreissägen und Strohhüten, an handfeste Kerle, die Banja spielen, Trompete schmettern oder das Klavier bearbeiten. An Südstaatenflair, an Musik. Nicht an diese meist blauweißen Klokästen, die überall in Stadt und Land an grundsätzlich unpassenden Stellen die Gegend verschandeln." [3] [[p]]Warum sie immer eine Polaroid im Gepäck habe? "'Weil sie so praktisch ist', antwortet Barbara Siebeck schlicht […] Irgendwann, erzählt sie mit einem feinen Hauch von Ironie in der Stimme, habe man bei der "ZEIT" gemerkt, dass sie ja auch immer dabei war mit ihrem Apparat, wenn ihr Mann auf Tour ging. Zur Illustration seiner Kolumnen wurden ihre Bilder verwendet - ‚ so sparte sich die Zeitung den Einsatz eines eigenen Fotografen'." [4][[/p]] [[p]] Überliefert ist ein großer (rund 4.000 Polaroids umfassender) Berg von Schnappschüssen, oder handelt es sich um Autorenfotografie? Über den Verwendungskontext für Wolfram Siebecks "ZEIT"–Kolumnen weit hinausgehend hat Barbara Siebeck eine selbstbestimmte Bildsprache entwickelt, die mit der (Un–)Schärfe und sehr eigenen Farbigkeit der Polaroids spielt und sich durch Witz und nicht selten auch durch kompositorische Radikalität auszeichnet. Mit ihrer Kamera, "die auch hin und wieder in der heimischen Küche zum Einsatz kam, wenn der gestrenge Hüter wahrer Ess- und Trinkkultur selbst Hand anlegte", zelebrierte sie die Kunst des Schnappschusses. "Wieviel in und hinter ihren Bildern steckt, ob sie womöglich sogar Kunst sind - das überlässt Barbara Siebeck gerne den Betrachtern. […] Wer aufmerksam hinschaut, erkennt aber vor allem eines: Den wachen und klugen Blick einer Frau, der es in ganz vielen Fällen gelingt, jene subtile Grenze zu überschreiten, die einen banalen Schnappschuss, der maximal subjektive Bedeutung entfaltet, von einem Bild mit Aussagekraft trennt. Ein Bild, das einen für Momente innehalten, näher hinschauen, nachdenken, schmunzeln lässt. Bei Barbara Siebeck ganz oft vor allem Letzteres: So ist der [[a href="https://www.deutschefotothek.de/ete?action=queryGallery&index=freitext&desc=Barbara+Siebeck+ df_pola_0000118&sortby=docnum_asc"]] Bordrestaurant-Waggon der Deutschen Bahn[[/a]], vor dem ein Mülleimer mit der Aufschrift "Restmüll' (in gleicher Farbe und Typographie) in den Blick genommen wird, ein Beispiel für jenes Talent, innerhalb weniger Augenblicke ein Bild kalkulieren und auch komponieren zu können." [5] Das gilt nicht weniger für die zahlreichen [[a href="https://www.deutschefotothek.de/ete?action=queryGallery&index=freitext&desc=Barbara+Siebeck+Fragmentportrait"]] fragmentierenden Portraits[[/a]] ihres Mannes, die sich auf gestreifte Socken, schneidende Hände oder ein Weinglas im Gebrauch konzentrieren. [[p]]Es scheint, als sei Barbara Siebeck – unbeabsichtigt – zur Vorreiterin eines Trends geworden, der in Zeiten von Facebook, Instagram und Twitter Heerscharen von Foto–Enthusiasten auf aller Welt erfasst hat: die visuelle Protokollierung des Alltags, die bei aller Spontanität immer auch eine Inszenierung ist.[6] [[/p]] [[p]] [1] https://www.fotoclub-dreisamtal.de/events/barbara-siebeck-polaroids-2000-2014/.[[br/]] [2] Barbara Siebeck: Die Siebeck. Unterwegs mit ihm. Winden im Elztal 2015, S. 8[[br/]] [3] Ebd., S. 118.[[br/]] [4] Alexander Huber: Kalkuliert und komponiert – Im Markgräfler Museum in Müllheim sind Barbara Siebecks Polaroid-Fotos der Jahre 2000 bis 2014 ausgestellt, in: Badische Zeitung, 11.04.2015. [[br/]] [5] Ebd.[[br/]] [6] Vgl. Ebd. [[/p]]


Urheber Metadaten: Deutsche Fotothek (Bove, Jens), Bildrechte: Deutsche Fotothek / Barbara Siebeck

Permalink:

http://www.deutschefotothek.de/documents/kue/90078468

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